Tsunami

Kühlschiff für Fisch - wartet auf die nächste Lieferung im Hafen von Dutch Harbor

Kühlschiff für Fisch – wartet auf die nächste Lieferung im Hafen von Dutch Harbor

Samstag, 4. Juni 2016

Der letzte Morgen auf dem Schiff. Alle waren ungeduldig, endlich nach Anchorage zu kommen. Es wurde ein Tag des Wartens. Erst auf die Abholung zum Flughafen um 9 h (natürlich war ich schon um 7 h fertig). Dann auf das Flugzeug – es sollte um 12.05 h fliegen. Zeit genug für einen letzten Spaziergang in Dutch Habor, zumal der Flughafen mitten im Ort liegt. Er ist Tom Madsen gewidmet, einem legendären Buschpiloten. Eine total friedliche Atmosphäre, ein Ort am Ende der Welt im Winterschlaf oder vielmehr, in der Ruhephase zwischen den Fischereiflotten.

Ein letzter Kaffee mit Jürgen und Mara. Dann um 12.30 h (eine Stunde nach dem geplanten check-in): “Dear passengers, we would like to announce that flight AK 3392 to Anchorage (30 Leute halten die Luft an) is delayed!“ 30 Steine fallen von den Herzen – sie hätte ja auch sagen können: “is cancelled”. Zwei Stunden später teilt sie mit, daß der Flug um 16 h stattfinden wird. Damit verpaßt die Crew den Anschlußflug nach Deutschland.

Wir hieven uns also in den kleinen Flieger. Es wird ein herrlicher Flug, am Ende sieht man die Schneeberge von Alaska, mäandrierende Flüsse, Seen soweit das Auge reicht. Ganz in Gedanken steige ich aus dem Flieger, überlege, wo ich das Taxi zum Cottonwood Bed & Breakfast herkriege, bin auf dem Weg zum Gepäck-Karussell – da stürmt ein wild gewordener Jens auf mich zu, umarmt und küßt mich, ist vor zwei Stunden in Anchorage gelandet, der Flug war herrlich, auch die Sitze waren diesmal groß genug, keine Langeweile, Glück und Freude bis in die Fingerspitzen. Sofort schickt er mich zum Gepäck-Karussell in die falsche Richtung. Der Tsunami ist da!

Jens hatte sich im Datum vertan –auf seinem Flugticket steht Ankunft 4.6., aber aus irgendeinem Grund war er überzeugt, am 5.6. in Anchorage anzukommen, hat es in die Planung reingeschrieben und ich hab ihn deshalb erst am 5.6. erwartet. So haben wir einen zusätzlichen Tag in Anchorage! Der Abschied von meiner Wissenschaftlergemeinschaft fällt ziemlich plötzlich aus, kaum kommt mein Gepäck vom Band ein herzliches „Macht´s gut!“ und weg bin ich. Alle Vernunft ist erstmal weggefegt, Conni´s Manuskript kann nicht mehr bearbeitet werden. Der Tsunami reißt mich in den Alaska-Urlaub. Meine Festplatte wird quasi neu gebootet. Es lebe das Abenteuer!

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