MUC – Multiple Corer – Sedimentkernstecher

Eine eigene Arbeitsgruppe an Bord interessiert sich für die Bakterien im Sediment, insbesondere auch dafür, wie sie sich in den verschiedenen Schichten des Sedimentes verändern. Dazu muß man eine Sedimentprobe nehmen, bei der Schichtung intakt geblieben ist, also einen Sedimentkern. Und das aus 4000 – 6000 m Tiefe!

Das Gerät heißt MUC – Multiple Corer – Sedimentkernstecher. In einem schweren Stahlgestell sind bis zu zwölf Plexiglasrohre senkrecht befestigt. Jedes Rohr befindet sich in einem Metallrahmen, der dafür sorgt, daß es nur bis zur Hälfte ins Sediment eindringt. Außerdem hat jedes Rohr oben und unten einen Deckel. Beim Herunterlassen sind beide Deckel hochgeklappt, Wasser strömt frei durch die Rohre. Sobald der MUC auf dem Boden aufsetzt, wird die Spannvorrichtung der oberen Deckel ausgelöst und der Sedimentkern wird oben geschlossen. Beim Herausziehen aus dem Sediment schließt auch der untere Deckel. Die Sedimentkerne enthalten nun oben Wasser und darunter intaktes, geschichtetes Sediment und können ohne Verwirbelung an die Oberfläche gezogen werden.

Für die Strecke von 5500 m braucht der MUC hin und zurück etwa 4 Stunden. Während dieser Zeit darf kein anderes Gerät ins Wasser, weil die Gefahr viel zu groß ist, daß sich die beiden Stahlseile verheddern. Damit der MUC perfekt funktioniert, dürfen die Deckel nicht zu stark gespannt sein, dann lösen sie nicht aus, und nicht zu schwach, dann lösen sie schon beim Herunterfahren aus. Das Stahlseil darf beim Herunterlassen nicht in Kontakt mit den Deckeln kommen, deshalb wird der MUC zusätzlich noch beschwert und die Oberseite durch ein Netz geschützt. Ein Steinchen zwischen Deckel und Rohr führt dazu, daß der MUC leer an die Oberfläche kommt, weil das ganze schöne Sediment beim Heraufziehen aus dem Rohr gewaschen worden ist. Es ist Fingerspitzengefühl, Erfahrung und gute Mechanik notwendig, damit der MUC keine Mucken macht.

Im Labor wird dann das sogenannte Porenwasser mit Hilfe von Spritzen aus dem Sediment gezogen, der Kern wird in vertikale Portionen zerlegt, und aus den verschiedenen Fraktionen werden Tiefsee-Bakterien angereichert. Interessanterweise haben wir mehrmals Lavabrocken im Sediment gefunden – Hinweise auf unterseeische Vulkanaktivitäten.

2 Comments

  1. Jens von den Eichen

    Das mit den Lavabrocken im Sediment klingt echt interessant, habt ihr auch Geologen/Leute von der BGR an Bord, die sich mit dem das Sediment als solches beschäftigen? Als damals die NEL verbuddelt wurde gab es auf 230 km neue Aufschlüsse quer durch Niedersachsen

    Gruß
    Jens

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.