Mittwoch, 25. Mai 2016
Den doppelten 24. Mai haben wir gut überstanden. Wir sind bei 48° Nord, kurz davor, die Aleuten zu durchqueren und in die Beringsee zu fahren. Die Wellenhöhe ist von 2,5 m auf 4,5 m angestiegen, Wasser und Wind haben 5°C. Es hat gestern fast den ganzen Tag geregnet. Das Hauptdeck ist gesperrt – unser Leben spielt sich nun komplett im Inneren des Schiffs ab.
Der Wind kommt von hinten und schiebt uns Richtung Aleuten. Manchmal knallt es plötzlich, wenn ein heftiger Brecher an die Wand donnert. Das Schiff liegt auf Station ruhig wie eine Eins, dank ausgefeilter Steuertechnik. Trotzdem ist das Einholen der CTD bei 4,5 m Wellenhöhe keine Kleinigkeit.
Alle Arbeitsgruppen haben volles Programm, und weil wir nicht mehr versuchen, die Stationen morgens früh zu starten, sondern genau dann, wenn wir den entsprechenden Breitengrad erreicht haben, wird rund um die Uhr gearbeitet. Im Hangar werden die letzten Mikrokosmen angesetzt.
Als kleine Entschädigung für die ausgefallenen Bilder von der Maschine hier ein kleiner Einblick in das entgegengesetzte Ende des Schiffs – die Brücke. Wenn die Maschine das Herz ist, dann ist die Brücke der Kopf. Überwältigend sind beide. In der Maschine überall Mechanik vom Feinsten, Rohre, Leitungen, Kabel, Reaktoren, Zylinder, Dieselgeneratoren, Elektromotoren, Antriebswellen usw. usw.. Höllenlärm, wahnsinnige Enge. In der Brücke empfängt einen ein gewaltiger, fast leerer Raum (im Vergleich zu allen anderen Räumen auf dem Schiff) mit Rundumblick. Es ist dunkel, scheinbar menschenleer, und still. Überall Konsolen mit LEDs in alle Farben, und Bildschirme. Natürlich ist immer ein Offizier auf der Brücke, aber meistens fährt das Schiff mit Autopilot. Es ist einer der wenigen Räume mit einem offenen Fenster – die Offiziere wollen Kontakt zum Meer haben, sie wollen es HÖREN.
Direkt über der Brücke ist ein kleiner Raum, der extra zum Wale beobachten für die Wissenschaft ist. Es ist das höchste Deck auf dem Schiff, man kann auch den Laptop ans Bordnetz anschließen und dort arbeiten oder Filme schauen. Man könnte den Wellen ewig zuschauen, und mir kommt es so vor, als ob sie Stimmungsverstärker wären. Die eigenen Gefühle werden immer mehr aufgeschaukelt. Die Crew sagt, daß einem diese Art von Wetter hier oben auch monatelang begegnen kann. Vermutlich steigt der Alkoholkonsum unweigerlich. Falls ihr Lust habt, die Sonne bei der Fahrt durch den regnerischen Norden zu beobachten, dann klickt auf diesen Link:
Christof
Superspannend .-)
Da kommt ja keine Langeweile auf.
Weiter viel Erfolg ;-D
irene
Nee, Langeweile kommt nicht auf. Die Zeit ist dauernd viel zu knapp!!! 🙂 Irene