Dutch Harbor, Aleuten, Alaska, USA

harbor8k

Freitag, 3. Juni 2016

An diesem Tag haben wir so viel erlebt wie vorher in vier Wochen nicht. Ich habe 400 Fotos gemacht! Eine winzige Auswahl zeige ich Euch.

Um 7 h auf dem Weg zum Frühstück ein Blick aus dem Hangar: Land! Riesige schneebedeckte Berge direkt vor uns! Einer noch schöner als der andere, alle vollkommen menschenleer. Eingehüllt in dicke Wolken, die sich grade auflösten. Und die aufgehende Sonne strahlte die Berge an, ein warmes Leuchten lag über den Schneegipfeln. Es war ein solcher Augenschmaus nach vier Wochen nur Meer!

Beim Frühstück war man noch etwas verpennt, der Nebel der letzten Tage war noch im Kopf, aber dann sind alle auf Deck gestürzt. Die Sonne wurde immer strahlender, der Himmel vollkommen blau, und dann konnte man auch Dutch Harbor erkennen. Und plötzlich Wale direkt vor uns! Zwei neben dem Schiff, mehrere vor uns, immer wieder der Blas in der Morgensonne! Es war viel zu schön um wahr zu sein. Und es ging viel zu schnell, um ordentliche Bilder zu machen, mit Teleobjektiv etc.. Wir standen und standen und waren überwältigt. Und dann sah man auch noch Adler im Hafen auf den Pfosten sitzen und in die Sonne blinzeln, und wie sie sich mit der Thermik in die Luft schraubten!

Die SONNE wurde festgemacht. Alle wollten an Land, nichts wie raus, in die Sonne, auf festen Boden! Aber wir mußten erst die Zoll- und Paßformalitäten über uns ergehen lassen. Erst mittags hat der Kapitän uns entlassen. Ich bin sofort auf den gegenüberliegenden Berg gelaufen. Die ersten Schritte auf festem Boden, die ersten Autos, die Schrotthalde, der kleine Fischereihafen, die Blumen am Wegrand – alles war wie ein Geschenk für alle Sinne.

Es war sehr windig, strahlender Sonnenschein, und ziemlich kalt. Abends hatten wir alle Sonnenbrand. An diesem Tag hat einfach keiner an Sonnencreme gedacht.

Oben auf dem Berg waren die Überreste einer Militärbasis aus dem zweiten Weltkrieg. Gewaltige Kanonen standen dort im Krieg, um die Japaner abzuwehren. Am 3. Juni 1942, also genau am heutigen Tag vor 74 Jahren, wurde Dutch Harbor bombardiert und 25 Menschen starben. Es ist „The forgotten war“. Auf dem Weg nach oben ist mir ein Ami begegnet, der mich sofort in ein Gespräch verwickelt hat. Das ging mit raketenartiger Geschwindigkeit vom „forgotten war“ zu Kriegen überhaupt und dem Mann an sich, den Deutschen, den Russen, den Vergewaltigungen, der Einehe von Weißkopfseeadlern, der Forschungsreise mit der Sonne, und endete mit Gottes Segen. Vow!

Lange bin ich oben zwischen den alten Bunkern und Kriegsmüllhaufen rumgelaufen, hab die Berge und das Meer und die ganze Landschaft getrunken wie eine Verdurstende. Winzige kleine Präriehunde haben in den Rohren gewohnt, und Bergblumen ihre Köpfe rausgestreckt genau wie bei uns in den Alpen. Hier allerdings wachsen keine Bäume. Auf der ganzen Insel nicht ein einziger Baum, ähnlich wie auf den Orkneys.

Dutch Harbor ist der größte Fischereihafen der USA. Das sieht man dem verschlafenen kleinen Nest nicht an. Die bewegte Geschichte und das schreckliche Schicksal der Ureinwohner sind auf Wikipedia nachzulesen. Die Ureinwohner heißen Aleuten, genau wie die Inselkette. Man hätte von hier aus großartige Ausflüge zu Seelöwenkolonien und Vogelinseln machen können.

Der Flughafen ist Tom Madsen gewidmet, einem legendären Buschpiloten. Er liegt mitten im Ort, Start- und Landebahn sind identisch und beginnen direkt am Meer und sind extrem kurz.

Nach der kleinen Bergtour hab ich mich stadtfein gemacht – wir wollten im einzigen Hotel von Dutch Harbor zu Abend essen. Schließlich sind wir in einer anderen, urgemütlichen Kneipe gelandet und ich habe den besten Heilbutt meines Lebens gegessen. Eigentlich waren alle ziemlich erschöpft, vor allem die jungen Leute, vom Endspurt der letzten Tage, und von den durchspielten und durchfeierten Nächten.

Danach im großen Bogen zurück zum Schiff – es war 22.30 h und noch taghell. Keine Menschenseele auf der Straße, eine Bar am Wegrand, sonst nur die skurrilsten Lagerhallen, ausgedienten Autos, Schrott in den unmöglichsten Formen. Dank der langen Abstinenz, und mit dem unglaublichen Panorama im Hintergrund, ein nicht enden wollender Augenschmaus.

Auf der SONNE war schon ein großer Teil der neuen Crew eingetroffen, von der alten mit Begeisterung empfangen. Plötzlich war die SONNE nicht mehr unser zu Hause, wir waren schon ausgemustert. Und so begann die letzte Nacht. Ich hatte schon seit drei Tagen fertig gepackt – eine gewisse Ungeduld, an Land zu kommen, scheint mich bewegt zu haben!

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