Whariwharanghi Bay Hut

whari1

26.4.2016

Wieder bin ich lange vor Sonnenaufgang aufgestanden. Niedrigwasser war um 5.24 h, genau zu diesem Zeitpunkt wollte ich die Bucht überqueren. An diesem Tag hatte ich außerdem eine sehr lange Wanderung vor mir. Ca. 4 h bis Totaranui, dann nochmal 4 h bis zur Hütte. Zusätzlich hab ich einen zweistündigen Abstecher zum nördlichsten Punkt der Wanderung gemacht, Separation Point. Gewandert bin ich zehn Stunden lang, eine Strecke von etwa 25 km.

Im Mondlicht hab ich, dankbar für meine Stöcke, die trockengefallene Bucht überquert. Allerdings, es gab relativ tiefe Priele, durch die ich nicht durchkonnte. Also mußte ich den erhöhten Sandbänken folgen, bis es wieder eine flache Stelle gab. Einmal, mitten in der Bucht, war ich tatsächlich von Wasser umgeben und habe einen Moment lang Angst bekommen. Das Wasser würde steigen, ich war allein, was wenn ich mich verrannt hatte? Außerdem war die Landschaft düster, riesige Baumriesen lagen herum, am Ufer ein gewaltiger Urwald ohne Weg und Steg. Und weit und breit keine Markierung. Nachdem ich sicher am Ufer angekommen war, mußte ich weiter dem Strand folgen, um auf einen Weg zu stoßen. Aber in welche Richtung? Links oder rechts? Es war dunkel, und es gab keine Schilder. Da hat mir das Oregon sehr geholfen – der zu findende Weg war genau eingezeichnet, und das Oregon war absolut sicher, daß ich nach links gehen muß. Ich bin ihm gefolgt, und tatsächlich! Plötzlich am Ufer ein Weg, so breit wie eine Autobahn, mit ebensolchen Schildern! Selten habe ich mich so über Schilder gefreut!

Die Sonne ging auf, die Bucht wurde auf einmal in warmes Licht getaucht. Der Spuk war vorbei. Und dann kam das aller-aller-schönste Stück Wald überhaupt, abwechselnd mit Traumstränden. In Totaranui gab es im Camping-Laden eine Dose Spagetti, Ersatz für das erhoffte Abendessen in der Awaroa-Lodge, die leider an diesem Tag die Saison beendet und geschlossen hat. Überall ist Saison-Ende, für die Kiwis ist das hier Winter! Im Sommer bevölkern eine halbe Million Touristen den Abel Tasman Walk, das kann keinen Spaß machen.

Der Weg führte abwechselnd über einsame Strände und wunderbar beschattet durch den Urwald. Fast niemanden habe ich getroffen, außer einem jungen Mann, der auch zum Separation Point wollte. Dort hab ich dann zum ersten Mal Seehunde gesehen – faul haben sie sich auf die Felsen gefläzt, und wilde Schreie haben sie von sich gegeben. Genau an der Spitze war eine Kolonie Baßtölpel, die auch ordentlich Krach gemacht haben – aber das Geschrei war Konserve und die Baßtölpel aus Kunststoff! Es war ein Ansiedelungsversuch!

Das letzte Stück, obgleich es meist bergab hinunter in die Whariwharanghi Bucht ging, hat mir richtig Mühe gemacht. Mann war ich müde! Endlich, endlich kam die Hütte, die schönste von allen, ein ehemaliges Farmhaus. Die Kraft, den Auslöser der Kamera zu betätigen, besaß ich allerdings leider nicht mehr. Nur der junge Mann (er hieß Or), und drei andere Leute waren darin. Keiner von den üblichen Touristen geht so weit, und die, die es machen, sind genauso schräge Vögel wie ich. Or und ich haben uns dann eine Weile unterhalten – wo kommst Du her, wo gehst Du hin, was hast Du schon gesehen, was machst Du? Er ist ein Israeli, der nach seinen 3 Jahren bei der Armee erst ein Jahr Geld verdient hat und jetzt eine Weltreise macht.

Die Spagettidose hat mir die erste Wunde beigebracht und den Hunger gestillt und dann gab es volle zwölf Stunden herrlichen, tiefen, diesmal schnarcherlosen Schlaf.

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