Mittwoch, 8. Juni bis Freitag, 10. Juni 2016
Kaum waren wir auf dem Wasser, war plötzlich alles ganz einfach. Kaum anders als wir es von unzähligen Touren in Finnland oder MV kennen, nur irgendwie größer und viel viel einsamer. Erst am Freitag kamen andere Menschen, da war es dann aber auch Zeit zu packen.
Die Kayaks waren wunderbar zu paddeln. Wetter? Herrlich warm, strahlende Sonne zwei Tage lang, leichter Regen am Freitag, ideal zum Angeln. Mücken? Okay, es gab sie, genau wie an den Osterseen, in Finnland und Schweden. Totale Stille, nur ein paar Mal am Tag ein Propellerflugzeug. Wunderbare unbekannte Vogelrufe, riesige Libellen, riesige Teichrosen, jede Menge Biberburgen. Das Herz ist mir die ganze Zeit aufgegangen und ich wollte einfach nur immer weiter dort sein.
Die Umtrage vom Paddle Lake zum Lure Lake hatte es ganz schön in sich. Circa eine Meile lang, und am Anfang und Ende steil den Berg rauf bzw. runter. Aber eigentlich fand ich sie nicht mörderisch. Es war einfach eine Wandereinlage von ca. einer Stunde – erstes Kayak hintragen, zurückgehen, zweites Kayak hintragen. Wanderung durch einen verzaubertes wilden Birkenwald, und im Kopf hatte man den Bär, der hinter jedem Busch hätte stehen können. Natürlich haben wir ihn nicht getroffen. Aber als wir zum ersten Mal den Lure Lake erreicht hatten – da stand genau auf der anderen Seite eine riesige Elchkuh! Bis zum Bauch im Wasser, schwamm dann ein Stückchen am Ufer entlang, stapfte gemächlich ein paar Schritte an Land, streifte genüßlich die Blätter von den Wasserpflanzen, und bewegte sich ganz allmählich immer tiefer in den Wald hinein. Uns hat sie nicht bemerkt. Wir waren überwältigt, atemlos glücklich!
Am Regentag hab ich zwei oder drei Stunden geangelt, begleitet von Rufen des Common Loon und von Vögeln, die ich gar nicht kannte. Und von unendlicher Ruhe und Stille. Eine kleine dumme Forelle war meine erste Beute. Danach hat vor einem Teichrosenfeld eine ziemlich ordentliche Forelle angebissen. Sie war so stark und wild, daß ich vor Aufregung ans Ufer gepaddelt bin und sie dort getötet habe. Die dritte Forelle war noch größer, aber inzwischen war ich so abgebrüht, daß ich sie im Boot packen und töten konnte. Fast wär ich in einen Jagdrausch verfallen, zumal links und rechts ein einziges Forellen-Hüpfen im Gang war, aber die dritte Forelle hatte die Angelschnur so verzwirbelt, daß ohne Vorfach der Blinker nicht mehr gut funktioniert hat.
Jens und ich haben dann ein Festmahl bereitet. Campingtisch und Stühle aufgebaut, alle Möhren gedünstet, die Forellen in Butter gebraten, und dazu für jeden ein Glas australischen Rotwein. Fast drei Stunden haben wir getafelt. Aus tiefstem Herzen ein großer Dank an die herrlichen Tiere!