Onetahuti Bay

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28.4.2016

Der letzte Tag der Wanderung! Um 18 h hat mich Brad mit Sack und Pack, verdreckt, naß und ziemlich müde, an genau der gleichen Stelle abgeliefert, wo er mich 5 Tage zuvor abgeholt hatte, bei Abel Tasman Baypackers in Nelson. Aber der Reihe nach:

Die Awaroa-Hütte war wieder randvoll und ich bin früh schlafen gegangen. Um 4 h haben einige das mit dem Schnarchen so ernst genommen, daß ich die Flucht ergriffen habe. Der erste Start im Dunkeln ist in die Hose gegangen, weil ich meine Sandalen vor dem Ofen vergessen hatte. Es war sehr kalt – zum ersten Mal bin ich mit Daunenjacke gelaufen. Zweiter Start dann um 5.30 h. Entlang der Flußmündung zurück, der Weg war durch den hellen Mond klar zu erkennen. Am Übergang zur Awaroa Lodge habe ich mich für den längeren, aber eindeutigen DOC-Pfad durch den Urwald entschieden, den auch mein GPS kannte. Es ging durch dichten, nachtschwarzen Wald, so daß ich meine Stirnlampe dringend gebraucht habe. Um 7 h, die Sonne ging gerade auf, hab ich einen wunderschönen Aussichtspunkt erreicht, mit Blick über das gesamte Awaroa Flußdelta. Unten im Tal lag Nebel, wie im Herbst bei uns! Und die aufgehende Sonne hat die ganze Landschaft in Farbe getaucht.

Dort habe ich meine letzten Datteln verzehrt und eine für die Vögel Neuseelands dagelassen. Dann gestärkt den Rest gelaufen, es war ein reines, leichtes Vergnügen. Die Sonne schien, die Vögel sangen auf ihre schweigsame neuseeländische Weise, der Nebel stieg hoch. Im Onetahuti Flußdelta am Campingplatz war ich gegen 8.30 h, um 9.15 h wollte Kahu Kayaks kommen, so daß ich in Ruhe für die Paddeltour umpacken konnte.

Tatsächlich, plötzlich kam ein Watertaxi aus dem Nichts! Ein Seeräuber hüpft raus und stellt sich vor: „I am Ori and I will take care of you today!“ Er hatte vier junge Männer dabei und eine frisch gebackene Ehefrau, das war schon eine andere Crew als am Sonntag!

Ich hab mit Georg gepaddelt, aus einem Dorf bei Bonn. Sehr jung, sehr schlaksig, sehr stark, wie sich rausgestellt hat, und ausgesprochen nett. Auf die Frage, ob er schon mal gepaddelt ist: „Ja, bei einer Klassenfahrt.“ Lang kann das noch nicht her sein, hab ich mir gedacht. Nach dem ersten Small Talk wollte er mich vor Schreck gleich siezen. Wir haben uns geeinigt, daß er vorne sitzt, Rhythmus und Tempo vorgibt, und ich hinten, und steuere. Wir sind zuerst die Küste zurück Richtung Norden gepaddelt, zum Shags Harbor. Es war ordentlicher Wellengang, aber das Paddeln hat sofort funktioniert und war ein reines Vergnügen. Shags Harbor ist eine paradiesische Bucht, tief eingeschnitten, total geschützt, und eine Kinderstube für Robben! Von allen Seiten kamen sie auf uns zu, keine Spur von Angst, nur Neugierde, Spielfreude, Lebenslust! Sie sind um uns herum getaucht und haben Luftsprünge vor dem Boot vollführt, sie haben sich sogar berühren lassen! Wir sind immer tiefer in die Bucht hineingeglitten. Lange waren wir dort und haben versucht uns satt zu sehen. Es war wie im Paradies. Alles hat fotografiert und gefilmt. Ich würde meinen Film gerne in den Blog laden, aber die Datei ist zu groß.

Als wir dann weiter mußten, zurück Richtung Marahau, hatten wir starkem Gegenwind und hohe Wellen. Ich hatte das Gefühl, wir haben das mühelos bewältigt, kein einziges Mal war das Boot außer Kontrolle. Ich war auch nicht müde oder überanstrengt. Brad meinte dazu auf der Rückfahrt: „You are a machine, Irene! Really, you paddle very strong! Do you remember how I had to stop you on Sunday?“

Die beiden Kumpels von Georg, Benedikt und sein Bruder, mußten unbedingt immer die ersten sein. Und dann haben sie das Mobben angefangen. „Na, müssen wir Euch abschleppen?“ usw.. Georg hat sich die Laune kein bisschen verderben lassen, und ich hab einmal gekontert, „pubertäre Wettkämpfe haben wir zum Glück nicht nötig“ oder so ähnlich. Später hat es sich dann gegeben, aber ich hab den arroganten Benedikt doch links liegen gelassen

Mit Georg war es total nett. Er macht eine Ausbildung zum Obstbauern und er kann die Zeit in Neuseeland als Praktikum anerkennen lassen. Wir haben uns über Bodenmüdigkeit unterhalten, und das Canyoning, was sie vorher gemacht hatten.

Im dritten Boot waren zwei Amis auf Hochzeitsreise – letzten Samstag haben sie geheiratet! Sie haben ziemlich genau ins Klischee gepaßt – er blaß und dick und mit Video-Kamera auf dem Kopf. Sie auch blaß, stumm und mit Nörgelgesichtsausdruck, und der eine Satz, den sie irgendwann gesagt hat, war vor akustischem Kaugummi kaum zu verstehen. Aber gepaddelt sind sie astrein!

In der Mittagspause hat Ori interessante Sachen über Neuseeland und die Maoris erzählt, und über Rochen. Es war sein letzter Trip für diese Saison, jetzt geht er auf die Philippinen! Es war auch die letzte „Marine Reserve“ Paddeltour von Kahu Kayaks überhaupt. Auch Brad macht Urlaub, er geht nach Thailand. Es wird ja jetzt Winter in Neuseeland!

In Anchorage Bay sind wir an Land gegangen und haben eine ganze Weile auf den Seeräuber mit dem Water Taxi gewartet (Zitat Ori: „He probably found a good fishing spot and forgot the time.“). Dann wurden die 4 Boote übereinandergestapelt und ab! Wunderschöne Abschiedsblicke auf die Abel Tasman Coastline, ein unglaublich herrlicher Abend. Knapp vor Marahau war plötzlich vor uns eine Schule Delfine im Wasser!

Der Wasserstand war genau zwischen Hoch- und Niedrigwasser, und so konnte das Wassertaxi nicht bis in den Hafen fahren. Brad hat es mit einem Allrad-Auto reingeschleppt, das war ein herrliches Schauspiel, vor allem wegen des lustvollen Lästerns der beiden Guides. „Oh, he´s broke the hook!“ Befriedigtes Grinsen. „Oh, he´s missed the ramp! He´s actually flushing! Happens about every two months!” Später im Auto hat Brad dann über Ori gelästert, aber vergleichsweise sanft.

Dann waren wir glücklich an Land, die Boote wurden auf die Ständer geknallt, Bad fragte:“Have you got Irene on board?“, ich wurde in den Transporter umgeladen, und ab ging`s nach Nelson. „Have a good rest of the trip! Don´t drink too much! Ah well, maybe drink all right!” waren die Abschiedsworte des Seeräubers, der das Wassertaxi gesteuert hat, mit sehr zahnlückigem Grinsen und Gold-Ohrring.

 

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