Dienstag, 7. Juni 2016
Nach diesen zwei Aufwärmtagen geht es endlich los! Wir wechseln vom Fahrrad auf den Ford F350 Campervan. Morgens werden wir in Anchorage abgeholt, um in Wassila, ca. 60 Meilen nördlich, unseren Leihwagen von Sabine (einer Deutschen, die in Alaska hängen geblieben ist) überreicht zu bekommen. Automatik, das heißt nur Gas geben und bremsen, alles mit dem rechten Fuß.
Und dann geht´s los Richtung Kenai Halbinsel. Unser Ziel ist Sterling, ca. 120 Meilen entfernt, wo wir Kayaks ausleihen wollen. Aber da es jetzt Ernst wird mit der Wildnis, müssen wir uns erstmal mit Essen versorgen. Amerikanischer Supermarkt, danach amerikanischer Fastfood, ich breche fast zusammen. Immerhin kriege ich zwei Flaschen australischen Rotwein (exzellent, wie sich später rausstellt!). Die Straße entlang Cook Inlet ist wunderschön (scenic highway), aber für mich ist highway trotzdem eben highway. Der Meeresarm heißt hier „Turnagain Arm“, weil Weltumsegler Captain Cook nicht auf die andere Seite der Halbinsel durchsegeln konnte, sondern umdrehen mußte (turn again).
Auf halbem Weg nach Sterling machen wir Pause und besuchen unseren ersten Gletscher, einen Nachbarn des größeren und schwerer erreichbaren Portage Glacier. Man kann vom Parkplatz aus eine winzig kleine Wanderung bis zum Fuß der Gletscherzunge machen. Eine wunderbar wohltuende Erholung! Ich bin erschöpft. Beim Autofahren schlafe ich andauernd ein, da kann die Landschaft so scenic sein wie sie will.
Wir fahren also nur noch ein bisschen weiter, und suchen uns dann einen Platz, wo wir das Auto zum Schlafen hinstellen können. Das ist gar nicht so einfach. Links Berg, rechts Berg, dazwischen breit, gletscherblau und strudelnd der Kenai River. Schließlich finden wir in Cooper Landing einen wunderschönen Platz. Cooper Landing wurde vor vielleicht hundert Jahren von Goldgräbern und Fellhändlern gegründet. Wir parken in einem Nebental. In der ganzen Nacht kommen vielleicht zwei Autos vorbei.
Unser Campervan ist wahnsinnig praktisch. Die Fläche zum Schlafen ist breit und bequem. Und er hat getönte Scheiben, aus denen man herausschauen kann, aber nicht hinein. Die Mücken sind viel harmloser als befürchtet, keine Bären, keine Gangster, wir schlafen tief und selig und zelebrieren am nächsten Morgen den ersten Espresso in Alaska auf eigenen Füßen.